Freundschaft und Solidarität
„Mir ist manchmal so einzeln auf der Welt“ (Erich Kästner)
Freundschaft und Solidarität in Zeiten der Verfolgung
Teofila Langnas schenkte 1941 ihrem 21-jährigem Verlobten, Marcel Reich-Ranicki, im Warschauer Ghetto eine eigenhändig abgeschriebene und illustrierte Ausgabe von Erich Kästners „Lyrischer Hausapotheke“. Zosia Spiegelman machte 1943 in Auschwitz ihrer Freundin Isabella Rubinstein ein Geschenk zu deren 18. Geburtstag: ein Gedicht und ein Stück Brot, das sie sich vom Munde abgespart hat. Isabella Rubinstein heißt heute Batsheva Dagan und sie dichtet, 30 Jahre später, eine Antwort: in memoriam auf diese unvergessliche Freundschaftsgabe. Überall in den Ghettos wurden Gedichte verfasst und verschenkt. Auch mit Liedern aus dem Widerstand oder alten Weisen, die man mit neuen Texten versehen hatte, trösteten sich die Inhaftierten. Ob lautstarke Klage oder leise Freuden, ob Protestlied oder Trauergesang - gemeinsam suchten sie nach Mitteln, eine offenbar kaum zerstörbare Sehnsucht zu bewahren.
Gedichte und Lieder, die Freundschaft stifteten und die Solidarität stärkten, stehen in dieser Veranstaltung im Mittelpunkt. Sie haben uns Geschichten zu erzählen – kuriose und spannende, zärtliche und traurige Geschichten von Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und die, allen Umständen zum Trotz, menschliche Würde und Solidarität dokumentieren.