Grażyna Chrostowska
wurde am 21. Oktober 1921 in Lublin geboren. Bereits in der Schulzeit schreibt sie Gedichte und Kurzgeschichten. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wird sie im Widerstand gegen die deutsche Besatzung, dem Polnischen Grenzverteidigungskorps (KOP), aktiv.
Sie ist 19 Jahre alt, als sie am 8. Mai 1941 zusammen mit ihrem Vater die Gestapostelle aufsucht, um ihre dort inhaftierte, zwei Jahre ältere Schwester Apolonia zu besuchen. Grażyna wird an Ort und Stelle verhaftet.
Mit dem Lubliner Transport vom 12. September 1941 deportiert die Gestapo sie in das Konzentrationslager Ravensbrück. Dort bekommt sie die Häftlings-Nummer 7714 und muss in der Strohschuhflechterei arbeiten. Während des oft stundenlangen Appellstehens dichtet sie. Mithäftlinge lernen viele ihrer Texte auswendig, um sich von den Qualen abzulenken.
Am 18. April 1942 wird Grażyna Chrostowska zusammen mit ihrer Schwester Apolonia und weiteren polnischen Frauen und Mädchen erschossen.
Ihre Namen sind auf einer der Listen aus dem Schmuggelfund verzeichnet. Einige ihrer Gedichte befanden sich ebenfalls in dem ausgegrabenen Glasbehälter.
Zofia Górska
(verheiratete Romanowiczowa)
wurde am 18. Oktober 1922 in Radom geboren. Während des Krieges ist sie ist im polnischen Widerstand als Verbindungsoffizierin tätig (ZWZ, Verband für den bewaffneten Kampf).
Als die Gestapo sie im Januar 1941 verhaftet und im Gefängnis in Kielce festhält, ist sie 18 Jahre alt. Seit dem Frühjahr 1942 ist Zofia Górska im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Dort bekommt sie die Häftlings-Nummer 10 218 und muss unter anderem in der Kürschnerei Pelze verarbeiten. 1944 wird sie in ein Fabrikkommando nach Neu-Rohlau in die ähe von Karlsbad verlegt. Bis zu ihrer Befreiung muss sie dort Zwangsarbeit für die Firma Messerschmidt leisten.
Zofia Górska überlebt die KZ-Haft und geht nach Paris, wo sie 1946 ihr Abitur nachholen und danach, mithilfe eines Stipendiums der polnisch-katholischen Mission, an der Universität Sorbonne Romanistik studieren kann. Zusammen mit Kazimierz Romanowicz, den sie 1948 heiratet, unterhält sie eine Buchhandlung und einen Verlag. Die von ihnen gegründete Galerie Lambert wird zu einem der wichtigsten Zentren polnischer Exilanten.
Zofia Górska-Romanowiczowa veröffentlicht Artikel in Zeitschriften, übersetzt und schreibt Romane, für die sie Auszeichnungen erhält. 1976 unterzeichnet sie das Memorandum 59, einen offenen Brief polnischer Intellektueller, mit dem die Unterzeichner gegen die Kommunistische Partei in Polen protestieren, die sich mit ihren Änderungen an der polnischen Verfassung Menschenrechtsverletzungen schuldig machen.
Am 28. März 2010 stirbt Zofia Górska-Romanowiczowa in Lailly en Val, bei Orleans. Auch ihre Gedichte befanden sich in dem Schmuggelfund.
Halina Golczowa
(in der Literatur auch Golcz)
wurde am 20. September 1901 in Warschau geboren. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitet sie als Lehrerin in Warschau und ist im Untergrund aktiv.
Als sie am 23. September 1941 aus dem Pawiak-Gefängnis in Warschau nach Ravensbrück verschleppt wird, ist sie gerade 40 Jahre alt geworden. Ihr Mann ist zu dem Zeitpunkt bereits tot, er wurde in Katyń erschossen. Ihre kleine Tochter Zofia muss sie zurücklassen.
In Ravensbrück bekommt Halina Golczowa die Häftlings-Nummer 7591. Sie bemüht sich heimlich, junge Mädchen zum Lernen anzuspornen, unterrichtet sie und bringt ihnen bei, an der Liebe zu ihrer Heimat Polen festzuhalten. Später muss sie in einer Rüstungsfirma in Neubrandenburg, wo sich ein Außenlager von Ravensbrück befindet, Zwangsarbeit leisten. In der Fabrik „Mechanische Werkstätten“ müssen die KZ-Häftlinge Flugzeugteile herstellen. Durch die schwere Arbeit und die Lebensbedingungen im KZ erkrankt sie an Rheuma und verliert ein Auge.
Halina Golczowa überlebt durch die Hilfe ihrer Mitgefangenen. Sie ist glücklich, zu ihrer Tochter nach Polen zurückkehren zu können, erblindet aber nach einer Augenoperation vollends. Neben vielfältiger Hilfstätigkeiten für alte und gebrechliche Menschen sowie für die nach Warschau zurückkehrenden „Ausgesiedelten“ und „Ostheimkehrer“ schreibt sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat Gedichte für Kinder, arbeitet unter anderem für die Kinderzeitschriften „Świerszczyk “ (Die Grille) und „Płomyczek“ (Das Flämmchen) und gibt sogar einen ganzen Sammelband heraus. In ihren letzten Lebensjahren wird sie von ihrer Freundin aus der Zeit in Ravensbrück, Olga Dickman, betreut.
Halina Golczowa stirbt an den von der Lagerhaft verursachten Krankheiten am 22. Oktober 1963. Ihre Gedichte befanden sich in dem Schmuggelfund.
Ein vertontes Beispiel, ihr Gedicht "Die Nachtschicht",
kann in der Online-Ausstellung "Du bist anders? Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus" angehört werden.
Maria Hiszpańska-Neumann
wurde am 28. Oktober 1917 in Warschau geboren. 1935 nimmt sie ein Kunststudium auf. Als im September 1939 deutsche Truppen in Warschau einmarschieren, kommt Marias Vater bei den schweren Bombardierungen ums Leben.
Die Gestapo verhaftet sie am 19. April 1941, ein Jahr später wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort bekommt sie die Häftlings-Nummer 10 219 und muss schwere Arbeit leisten, darunter, aus purer Schikane, Sand mit Schubkarren von einem Berg auf einen anderen Berg laden. Später muss sie in den Industriehallen auf dem Lagergelände Pelze in der Kürschnerei verarbeiten, und sie ist in der Strohschuhflechterei tätig. Die langen Tag- und Nachtschichten machen sie krank.
Im KZ Ravensbrück fertigt Maria Hiszpañska-Neumann über 400 Zeichnungen an. Ihre Kameradinnen nennen sie liebevoll „myszka“ – Mäuschen, ihre Bilder unterzeichnet sie mit einer kleinen Maus. Die meisten gehen verloren oder müssen vernichtet werden, damit die SS sie nicht findet. 1943 wird Maria Hiszpańska-Neumann nach Neubrandenburg, ein Außenlager von Ravensbrück, verschleppt, wo sie in der Fabrik „Mechanische Werkstätten“ Flugzeugteile herstellen muss.
Nach dem Krieg kann Maria Hiszpañska-Neumann nach Warschau zurückkehren. Sie arbeitet als Grafikerin und illustriert u. a. Bücher mit Holzschnitten. Da sie die Erinnerungen an die Zeit in Ravensbrück bis in den Schlaf verfolgen und quälen, beginnt sie aus dem Gedächtnis, Zeichnungen von der Lagerzeit anzufertigen.
Maria Hiszpańska-Neumann stirbt am 12. Januar 1980 in Warschau. Eine ihrer Zeichnungen aus dem Jahr 1943 befand sich in dem Schmuggelfund.