Zofia Pociłowska
(verheiratete Kann)
wurde am 3. März 1920 in Charkow geboren. Sie studiert an der Universität Warschau Polonistik. Im Januar 1940 tritt sie der Untergrundarmee ZWZ (Związek Walki Zbrojnej), dem Verband für den bewaffneten Kampf, bei. Sie arbeitet als Kurierin in Warschau und später im östlichen Bereich des Generalgouvernements: in Lublin, Zamość, Nakło, Siedlce.
Am 19. März 1941 wird sie von der Gestapo verhaftet und für eine Woche in das Pawiak-Gefängnis gesperrt, anschließend kommt sie nach Lublin, wo sie im Gefängnis „Pod Zegarem“ („Unter der Uhr“) gefoltert wird.
Mit dem Sondertransport vom 23. September 1941 wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Dort bekommt sie die Häftlings-Nummer 7925 und muss unter anderem im Kunstgewerbe arbeiten. Ihre Kameradinnen übernehmen teilweise ihre Arbeit, damit sie heimlich künstlerische Arbeiten aus Griffen von Zahnbürsten herstellen kann, darunter Kreuze und Medaillons mit religiösen und mythologischen Motiven für ihre Mithäftlinge. Sie schreibt auch Gedichte und zeichnet Porträts von Mithäftlingen. In der Weihnachtszeit 1941 wird unter ihrer Leitung sogar ein Mysterienspiel aufgeführt.
Zofia Pociłowska überlebt das KZ. Nach ihrer Befreiung absolviert sie ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau und wird eine bekannte Bildhauerin. Eine ihrer Skulpturen befindet sich im Museum im Pawiak, dem ehemaligen Warschauer Gefängnis. Auch für den polnischen Gedenkraum in Ravensbrück hat sie zwei Skulpturen geschaffen. Sie lebt und arbeitet in Warschau.
Zofia Pociłowska wurden große rezitatorische Fähigkeiten nachgesagt, und sie galt als Übermittlerin der Lager-Poesie. Ein kleiner geschnitzter Adler befand sich in dem Schmuggelfund. Sie war die zentrale Person beim Schmuggeln der Dokumente und hat die meisten Briefe geschrieben.
Interview mit Zofia Pociłowska
Aus dem Interview mit Zofia Pociłowska-Kann (Auszug, 4 Min.),
24. Februar 2012 in ihrem Atelier in Warschau.
Anwesend: Dr. Constanze Jaiser, Jacob David Pampuch, Julia Radtke, Nadja Grintzewitsch, Inge Gerlinghoff (Übersetzung).
"Du bist anders? Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus"
Mehr über Zofia Pociłowskas Leben wird in der Online-Ausstellung "Du bist anders? Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus" erzählt.